Dienstag, 16. Oktober 2012

Adox Golf (oder der defekte Balgen)

Adox Golf

Diese Kamera habe ich geerbt. Die Adox Golf ist eine analoge Klappkamera. Sie nutzt 120mm Mittelformatfilm. Die Bilder werden im quadratischen 6x6 Format aufgenommen. An dieser Kamera wird wirklich noch alles von Hand eingestellt. Daher war ich auf einen ersten Test gespannt.

Adox Golf
Getestet habe ich die Kamera in einem Wald bei Köln während einer Mittagspause.
Wald bei Köln




Fokussierung

Bei der Adox Golf werden alle wichtigen Einstellungen direkt am Pronto Verschluss vorgenommen. Eine Möglichkeit die Entfernung zum Objekt, das man fotografieren möchte, zu messen gibt es nicht. Man muss die Entfernung schätzen und dann einstellen. Dies war für mich sehr gewöhnungsbedürftig und ich habe keine Bilder gemacht, bei denen ich die Entfernung nicht schätzen konnte. Die Bilder, die ich hier zeige, sind alle mit der Einstellung unendlich aufgenommen.
Wald bei Köln

Belichtung

Über einen Belichtungsmesser verfügt die Adox Golf nicht. Hier habe ich mir mit einem Handbelichtungsmesser geholfen, den ich mit einer Leica III geerbt habe und auch mit meiner Exakta Varex II nutze. Hat man die richtige Kombination aus Blende und Belichtungszeit ermittelt, so muss man sie direkt am Verschluss einstellen und kann dann auslösen.

Möglich ist dabei neben der Einstellung B, die eine selbst gewählte Länge der Belichtung erlaubt, eine Belichtung von 1/25, 1/50, 1/100 und 1/200 Sekunden.
In Kombination mit einem 400 ASA-Film reicht dies aus.
Kölner Dom und Hohenzollernbrücke
Köln

Die Besonderheit des Klappbalgens

Zum Transport ist das ganze Objektiv der Kamera eingeklappt. Erst wenn man ein Bild machen möchte, wird es durch das Drücken eines kleinen Knopfes auf der linken Seite der Kamera aus geklappt.

Rhein bei Bonn
Bei meiner Kamera ist hier das Problem zu suchen. Nachdem ich den ersten Film entwickelt hatte, zeigten sich auf allen Bildern Fehlbelichtungen im oberen Drittel der Bilder.

Eine Aufnahme hatte ich extra mit verdecktem Objektiv gemacht. Dies sieht man hier.
Im Dunkeln belichtet
Man sieht hier sehr gut, dass durch den Balgen der Kamera Licht auf den Film fällt obwohl die Linse abgedeckt war. Damit wird diese Adox Golf wohl nicht mehr als Kamera dienen können.

Fazit

Trotz der spartanischen Ausstattung gefällt mir das Konzept der Kamera. Man kann wohl keine kompaktere Kamera im analogen Mittelformat finden.
Fokussiert wird nach Schätzung, Belichtung muss extern gemessen werden und für den Filmtransport muss man durch ein kleines Fenster auf der Rückseite auf kleine Nummern auf dem Mittelformatfilm schauen. So gelingt ein Foto wirklich nur, wenn man sich vorher Gedanken macht. Gerade dies gefällt mir jedoch.
Die Schärfe und Belichtung der Bilder scheinen mit durchaus ansprechend. Vielleicht werde ich demnächst versuchen eine weitere Adox Golf - dann hoffentlich mit intaktem Balgen - zu ersteigern.

Freitag, 31. August 2012

Crossentwicklung

Ungewollt kreativ

Bis zur Entwicklung dieses Films war mir der Begriff Crossentwicklung unbekannt. Ich hatte mir eine zweite Exakta Varex IIa gekauft, da bei meiner ersten Exakta das Tuch defekt ist.

Das Trettachtal bei Oberstdorf
Die neue Exakta hat mich auf einen Urlaub in die Alpen begleitet. Geladen war sie mit einem Kodak Professional Elite Chrome 100 Diafilm. Entwickelt wurde der Film bei DM.
Bisher habe ich dort gute Erfahrungen gemacht. Selbst Mittelformatfilme, bei denen sich einige Bilder überlappten, haben sie anstandslos entwickelt und versucht möglichst gut die Abzüge zu erstellen. Damit war ich bisher immer zufrieden. Überrascht war ich als ich statt der Dias entwickelte Farbabzüge abholen konnte.

Das Oytal bei Oberstdorf
Zunächst dachte ich hätte mir vielleicht falsch gemerkt, welchen Film ich eingelegt hatte. Da ich mehrere analoge Kameras dabei hatte, war dies durchaus möglich.
Allerdings waren bei allen Bildern die Farben extrem verändert und alle helleren Bereiche scheinbar überbelichtet. Dies kam mir spanisch vor. Auch die Bezeichnung auf den Negativstreifen zeigte eindeutig, dass es ein Diafilm war, der falsch entwickelt wurde.

Oytal bei Oberstdorf
Wikikpedia schreibt zur Crossenticklung: "Charakteristisch für gecrosste Filme sind knallige Farben, hoher Kontrast, meist grobes Korn und oft auch leichte Unschärfe." Genau dies kann man auf den Bildern beobachten.

Das Oytal bei Oberstdorf
Bei einigen Bildern gefällt mir der Effekt sehr gut. Auf anderen Bildern ist er allerdings völlig überzogen. Schade ist dass, der Diafilm unwiederbringlich verloren ist.


Sonnenuntergang auf dem Balkon
Neugierig habe ich das Netz nach Bildern zur Crossentwicklung durchsucht. Einige Fotografen sind wirklich begeistert von diesen Farben. Ich werde allerdings keinen Film extra so entwickeln lassen. Dazu ist der fotografische Abfall hinterher zu groß.

Mittwoch, 15. August 2012

Meine neue Kiev 60

Die Kiev 60

Kiev 60 mit Volna-3 80mm 1:2,8

Als Einstieg in die Mittelformat Fotografie habe ich mir eine Kiev 60 gekauft. Ausschlaggebend war vor allem der Preis. Hintergründe zur Kamera findet man hier eine Anleitung findet man hier.

Im Internet hatte ich viele schlechte Meinungen über diese Kamera gelesen und war daher sehr gespannt wie die ersten Bilder wohl werden würden. Als Film habe ich einen Kodak Ektar 100 verwendet. Die ersten Bilder entstanden bei einem Urlaub in den Alpen.


Belichtung


Zu meiner Kiev 60 gehört ein Lichtschachtsucher. Mit diesem habe ich nur das folgende Bild gemacht:

Trettachtal - Oberstdorf
Man erkennt den großen Vorteil dieses Lichtschachtsuchers. Man kann mit ihm bequem in Bodennähe fotografieren, da man von oben in die Kamera schaut und so fokussiert. Die Mattscheibe hat verglichen mit 35mm SLRs und vor allem auch im Vergleich zum Sucher meiner Canon EOS 400D eine beeindruckende Größe, die das Fokussieren sehr vereinfacht. Der Nachteil des Lichtschachtsuchers ist, dass die Kamera bei seiner Verwendung über keine Möglichkeit der Belichtungsmessung verfügt. Man muss die Belichtung also mit einem externen Belichtungsmesser (oder eine weiteren Kamera) ermitteln.

Daher habe ich alle weiteren Aufnahmen mit dem ebenfalls mitgelieferten TTL-Messprisma gemacht. Dieses ermöglicht neben dem von (D)SLR's gewohnten Blick durch die Kamera eine einfache Belichtungsmessung. Mit ein wenig Übung kann man mit dem Prisma die entsprechenden Belichtungszeiten zur gewünschten Blende (oder umgekehrt) ablesen und einstellen. Das zweite Bild habe ich am gleichen Ort wie das Bild oben aber eben mit diesem TTL-Prisma erstellt.


Objektivanschluss


Ein Vorteil der Kiev 60 ist sein Objektivanschluss. Die Kamera verfügt über das Pentacon Six Bajonett. Daher kann man neben den russischen und ukrainischen Standardobjektiven auch die in der DDR hergestellten Objektive verwenden. Vor allem Carl Zeiss Jena hat sehr gute Objektive für diesen Anschlusstyp hergestellt. Unter der folgenden Adresse findet man interessante Vergleichstests zu den verfügbaren Objektiven: Kievaholic
Für den ersten Film habe ich das  Arsenal Volna-3 80mm F2.8 verwendet. Mit der Kombination aus Kamera und Ojektiv bin ich sehr zufrieden.
  

Fokussierung

 
Wie oben schon beschrieben wird die Kamera mit einem Lichtschachtsucher und einem TTL-Prismensucher betrieben. Die große Mattscheibe meiner Kiev 60 beinhaltet ein Mikroraster mit Meßkeilen. Dies ermöglicht eine gute Fokussierung. Ich habe allerdings in den Bergen meist unendlich fokussiert.
Das Bild auf der linken Seite zeigt, dass man auch im Nahbereich passabel Fokussieren kann.




Beispielbilder


Meine Kiev 60 nimmt Bilder im 6x6 Format auf. Man kann sie auch auf das Format 4,5x6 umrüsten lassen. Das quadratische Format gefällt mir allerdings sehr gut. Jeder kann an den Beispielbildern selber einschätzen wie er die Qualität der Kamera einschätzt. Ich habe die Bilder von Abzügen gescannt, da ich noch keinen Scanner besitze, der Mittelformatbegative scannt. Dies würde die Qualität der digitalen Bildern sicher noch einmal deutlich steigern. Die analogen Abzüge sind gestochen scharf.


Fazit


Die Kamera ist in ihrem Design wirklich etwas speziell. Sie sieht aus wie eine aufgeblasene 35mm SLR. Mir gefällt dies gut. Die Verwandtschaft zu den kleineren SLRs macht eine Umgewöhnung einfach. Lediglich das Einlegen der Filme ist etwas kniffliger und ich habe es beim ersten Film prompt falsch gemacht. So habe ich nur 10 statt 12 Bilder auf dem Film und auch minimale Überlappungen der Bilder.
Das Gewicht der Kamera ist wirklich erheblich. Ob man sie mit in die Berge schleppt, muss jeder selber entscheiden.
Die Qualität der Bilder hat mich überzeugt. Das Format der Bilder gefällt mir sehr gut. Nur 12 Bilder auf einen Film zu bekommen empfinde ich als herausfordernde Einschränkung, die einen zwingt über jedes Bild mehr nachzudenken und nur wirklich lohnende Motive zu fotografieren.
Die Kamera ist eine gute Möglichkeit günstig in die Mittelformatfotografie einzusteigen. Auf die Verwendung weiterer Objektive an der Kiev 60 bin ich gespannt. Insbesondere eine kleinere Brennweite habe ich vermisst.

Samstag, 28. Juli 2012

Die Exakta Varex IIa

Die Exakta Varex IIa 

Für meinen Geschmack eine der schönsten analogen Spiegelreflexkameras. Wer alle Details über die Kamera wissen möchte, der suche ein wenig im Netz.

Belichtung


Diese Kamera verfügt nicht über einen eigenen Belichtungsmesser. Das ist anfangs etwas ungewohnt. Entweder man nutzt einen Belichtungsmesser oder eine andere Kamera, eine Handy-App, etc... Ich selber nutze einen kleinen Handbelichtungsmesser, den ich noch von meinem Großvater geerbt habe und der zuverlässig seinen Dienst verrichtet.

Die Kamera ermöglicht lange Belichtungszeiten. Da ich mir aber nicht sicher war wie zuverlässig die langen Zeiten laufen, habe ich bisher nur die Belichtungszeiten zwischen 1/60 und 1/1000 Sekunden (eine erstaunliche mechanische Leistung) genutzt.

Objektivanschluss


Die Kamera verfügt über ein eigenes Bajonettsystem und ich habe zunächst ein Trioplan 1:2,9 50mm und ein Trioplan 1:2,8 100mm von Meyer Görlitz genutzt. Mittlerweile nutze ich als Standardobjektiv das CZJ Biotar 1:2 58mm. 


Fokussierung


Die Kamera kann man mit einem Lichtschachtsucher (siehe oben) und einem Prismensucher betreiben (dies funktioniert dann wie bei einer modernen SLR). Ich nutze bisher ausschließlich den Lichtschachsucher. Als Nutzer einer Canon EOS 400D mit viel zu kleinem Sucher, ist das helle klare Bild des Lichtschachtsuchers der Exakta beeindruckend. Hier ist manuelles Fokussieren im Gegensatz zur EOS noch möglich.
  

Beispielbilder

Exakta Varex IIa mit Trioplan 1:2,8 100mm
Dies ist ein erstes Bild, das ich mit der Varex gemacht habe. Ich war beeindruckt von der Schärfe des Trioplan 100mm bei Offenblende und mir gefällt das Bokeh, das es an der Exakta zaubert.

Gewöhnungsbedürftig ist gerade am Anfang, dass das Bild im Sucher der Exakta Varex IIa spiegelverkehrt angezeigt wird. Bei den ersten Versuchen mit der Kamera habe ich sie prinzipiell in die falsche Richtung bewegt, wenn ich das Bild anders gestalten wollte. Bis heute gelingt es mir kaum ein Hochformatbild richtig auszurichten. Ich hoffe immer noch, dass sich mein Gehirn an die Kamera gewöhnt. Sonst werde ich wohl den Prismensucher nutzen, bei dem dieses Problem nicht auftritt.

Exakta Varex IIa mit Trioplan 1:2,8 100mm
Exakta Varex IIa mit CZJ Biotar 1:2 58mm
 
Exakta Varex IIa mit CZJ Biotar 1:2 58mm

Exakta Varex IIa mit CZJ Biotar 1:2 58mm

Exakta Varex IIa mit CZJ Biotar 1:2 58mm


Defektes Tuch 

Defektes Tuch der Exakta Varex IIa
Diese Exakta Varex habe ich nicht geerbt, ich habe sie günstig bei Ebay ersteigert. Ich war dabei begeistert von ihrem sehr schönen Zustand.

Leider sah ich erst nach dem Entwickeln des ersten Filmes, dass die Kamera wohl ein vestecktes Problem hat. Man kann es oben auf dem vierten Bild schon erahnen.

Wenn man vor dem Auslösen zu viel Licht ins Objektiv bekommt, zeigen sich Lichtflecken und Streifen auf den Bildern. Das letzte Bild bestätigte meine Vermutung. Das Tuch der Kamera hat leider zahlreiche undichte Stellen. Das Bild habe ich mit Deckel auf dem Objektiv gemacht, nachdem ich die gespannte Kamera einige Zeit gegen die Sonne gehalten habe. Vielleicht lasse ich die Kamera reparieren. Ich habe mir aber erst einmal bei einem Fotoladen eine Ersatz Exakta Varex IIa erworben und werde mir ihr weiter fotografieren. 

Fazit

Wer sich damit abfinden kann die Belichtung extern bestimmen zu müssen, findet in der Exakta Varex IIa eine sehr schöne Kamera mit beeindruckender mechanischer Technik. Für den Exakta Bajonettanschluss findet man zudem zahlreiche interessante Objektive. Die ganze Handhabung hat einen eigenen Charme.

Weitere Bilder findet Ihr hier.